Epilog
In Verkennung der Strecken habe ich mir im Januar bereits die Domain: Baikalbiker.de gesichert. Das war im Nachhinein etwas mutig. Ob ich es schaffen würde war nicht abzusehen. Und wirklich waren Momente dabei, wo ich nicht mehr weiterfahren wollte. Steppen und Wüste sind nicht nur wenig abwechlungsreich, sondern zehren auch an den Kräften und Nerven.
Russland hat sich mir als ein sehr differentes Land gezeigt. Auf der einen Seite sehr modern. Flächendeckendes LTE, überwiegend sehr gute Strassen und Geschäfte mit allem was man benötigt/oder auch nicht und bei uns kennt.
Die Gastfreundschaft ist einfach überragend. Es war nicht möglich am Strassenrand eine Zigarette zu rauchen, ohne von anhaltenden Fahrern gefragt zu werden ob alles OK sei! Ob sie helfen können.
Einladungen (incl. Übernachtung) bei Familien haben mir noch deutlicher gezeigt, wie ehrlich und herzlich dieses Volk ist.
Die andere Seite ist das sehr begrenzte Verständnis für die Umwelt. Ein derart verantwortungsloses Verhalten ist selbst mir gegen den Strich gegangen, obwohl ich nun wirklich kein Öko bin.
Zu einigen LKW musste ich Abstand halten, da ich sonst die Strasse nicht mehr gesehen hätte. Genau wie die nächtlichen Verbrennungen des Hausmülls.
In der Mongolei beginnt erst das Kohlezeitalter. Die privaten Haushalte feuern überwiegend mit Kohle.
Unsere Microgrammdiskussionen für unser gemeinsames Klima wurden so ad absurdum geführt. Hier wäre der Handlungsbedarf akuter.
Offensichtlich ist auch die Kluft zwischen Arm und Reich. Ich kam durch Dörfer in denen die Zeit stehengeblieben schien. Sandwege führten auf lange Strecken dort hin. Auf der anderen Seite habe ich Villenviertel gesehen, bei denen die Bewohner der Elbchaussee gestaunt hätten.
Die erste Nachricht im Fernsehen ging immer um W. Putin. Das erinnerte mich doch an meine Jugend.
Die üblichen Klischees von betrunkenen auf der Strasse oder die chaotischen russischen Fahrer, wie man sie bei Youtube oft sieht, kann ich in keinster Weise bestätigen. Nichts davon habe ich je gesehen oder erlebt.
Meine Angst vor Kriminalität löste sich nach und nach auf. Zu keinem Zeitpunkt habe ich eine gefährliche (kriminelle) Situation gehabt. Nicht Nachts in den Großstädten noch bei Besichtigungen abgelegnerer Stadtteile. Grundsätzlich habe ich als Deutscher freundlichkeit erfahren.
Die Dimensionen dieses Landes sind überwältigend. Die Flüsse haben mich am meisten beeindruckt. Derartige Giganten kann man mit Worten oder Fotos nicht richtig beschreiben bzw. zeigen. Die unendliche Steppe hat durch ihre schiere Größe etwas meditatives.
Mit einem Motorrad so weit und lange zu fahren ist sicher etwas besonderes. Man ist sehr unmittelbar in der Natur. Jeder Regen, jeder Schneefall, jeder Sandsturm oder die Kälte und Hitze sind direkt am Körper. Keine Karroserie oder Klimanalage regelt etwas. 24 Stunden draussen. Das ist schön aber bisweilen sehr anstrengend.
Der schönste Moment war das Erreichen des Baikalsee‘s. Der gefährlichste Moment war der Sandsturm in der Mongolei. Der mental schwierigste Moment war die Aussicht auf tausende Kilometer Steppenfahrt bei meinem Race. Ich wusste ja was auf mich zukam.
Aber jetzt ist die Domain www. Baikalbiker.de gerechtfertigt!
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Reine Fahrzeit: 27 Tage
Km: 18002
Reperaturen: ein Simmering, Zusatzscheinwerfer (nach Sturz)
Temperaturen von -8 bis + 31 Grad Celsius
Benzin von 100 Oktan (Russland) bis 82 Oktan (Mongolei)
Danksagung
Allen, die in der Vorbereitung und Durchführung dieser Reise beteiligt waren, möchte ich ganz herzlich danken. Ihr habt mir ein besonderes, prägendes und unvergessliches Erlebnis ermöglicht.